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Unser Sportliche Leiter Hans Kroneck im langen Exklusiv-Interview bei beinschuss.de – Teil 1

Das regionale Fußballportal beinschuss.de hat nachgefragt bei unserem Sportlichen Leiter Hans Kroneck wo wir gerade stehen und wie die nächsten Schritte nach der Corona-Krise sind

Der TSV 1860 Rosenheim befindet sich mitten im Abstiegskampf in der Regionalliga Bayern, wo wie in allen anderen bayerischen Amateurligen ab dem 1. September die Saison fortgesetzt werden soll. Auch der TSV hat sich letztlich für eine Fortsetzung gestimmt. Im ersten Teil des Exklusiv-Interviews mit Hans Kroneck, Sportlicher Leiter des Regionalligsten, sprechen wir über den Entscheidungsprozess in der Regionalliga, den geplanten Ligapokal und welche Auswirkungen die Corona-Krise haben wird. Im zweiten Teil, der am Freitag erscheinen wird, erzählt Kroneck, warum die Sechzger die Corona-Krise bislang gut überstanden haben und wie die personelle Lage derzeit aussieht.

Hallo Herr Kroneck. Danke, dass Sie sich Zeit für das Interview genommen haben. Die Entscheidung ist nun gefallen und die Saison 2019/20 in der Regionalliga Bayern wird fortgesetzt. Stand für euch auch ein Abbruch zur Debatte?

Kroneck: “Ja. Zu Beginn der Aussetzung des Spielbetriebes in Folge der Corona-Krise haben wir uns pro Abbruch positioniert. Zu diesem Zeitpunkt war aber Corona tief in den Köpfen von uns allen und ein Ende war nicht in Sicht. Nun aber ist die Situation anders. Es wird von Woche zu Woche mehr gelockert und nun sieht es danach aus, dass wir im Herbst wieder spielen können. Das war zuvor nicht absehbar.”

Welche Gründe sprachen dafür, dass ihr am Ende doch für die Fortsetzung gestimmt habt?

Kroneck: “Ausschlaggebend waren verbandspolitische Gründe. Wir hätten für einen Abbruch einen Acht-Punkte-Plan erfüllen müssen. Dieser sah vor, dass eine Aufstockung der Liga auf 20 Teams stattgefunden hätte und wir die Saison von 1. September bis 1. Mai hätten spielen müssen. Dabei wären elf englische Wochen vorgesehen gewesen, dies ist aber aus unserer Sicht im semiprofessionellen Bereich sowohl für die Spieler, die sich hätten extra Urlaub nehmen müssen, als auch deren Arbeitgeber nicht darstellbar.”

Ihr steckt mitten Abstiegskampf: Wäre ein Abbruch ohne Absteiger deshalb für euch nicht die bessere Lösung gewesen?

Kroneck: “Natürlich wäre diese Option aus sportlicher und tabellarischer Sicht besser gewesen. Aber wir alle sind Sportler und ein Nichtabstieg auf diesem Weg wäre nicht im Sinne des Sports gewesen. Um es klar zu sagen: Wir wollen den Klassenerhalt nicht am grünen Tisch erreichen sondern sportlich und dafür haben wir noch genügend Möglichkeiten. Zudem kann uns keiner garantieren, dass wir nicht in der kommenden Saison abgestiegen wären.Wir sind ein leistungsorientierter Verein und dabei sollte man nicht nur auf sich selbst schauen, sondern auch auf die anderen Vereine. Am Ende sollte alles fair ablaufen.”

Aufgrund von Aussagen der SpVgg Bayreuth konnte man den Eindruck gewinnen, dass es Streit unter den Vereinen gab. Wie war während der Debatte das Klima unter den Regionalligisten? Und wie bewerten Sie das Krisenmanagement des BFV?

Kroneck: “In allen Video-Calls gab es keinen Streit oder Konflikten zwischen den Klubs. Auch nicht mit Bayreuth. Alle waren an einer gemeinsamen Lösung, mit der am Ende alle leben können, interessiert. Das Krisenmanagement des Verbandes betrachte ich als gut. Für den BFV ist die Situation völlig neu und er muss allen bayerischen Vereinen gerecht werden. Das macht es umso schwieriger für alle eine zufriedenstellende Lösung zu finden. Viele wissen nicht, welche Konsequenzen die Entscheidungen am Ende haben. Es geht hierbei auch nicht nur um Bayernliga oder Regionalliga, sondern der Verband muss hier das große Ganze im Blick behalten. Eine Masterplan wird es nicht geben.”

Während 19 von 21 Landesverbänden die Saison abbrechen, geht nur Bayern und Thüringen den Sonderweg Fortsetzung. Wird man erst im Frühjahr sehen welcher Weg der richtige war?

Kroneck: “Meiner Meinung nach ja! Die Regionalliga Nord spielt aufgrund des Abbruchs kommende Saison mit 22 Mannschaften. Das sind dann 42 Spieltage, die in neun Monaten absolviert werden müssen. Aber man muss das auch anders bewerten, da im Norden die Fallzahlen geringer waren als bei uns in Bayern. Es bleibt dennoch die Möglichkeit, dass eine zweite Corona-Welle folgt und was machen wir dann? Deshalb wird sich im Frühjahr 2021 zeigen, welcher Weg der richtige war. Aber mit der aktuellen Lösung können alle bayerischen Vereine mit der Saison 2021/22 wieder normal starten.

Ein Ligapokal unter den Regionalligisten steht im Raum: Wäre das aus Ihrer Sicht eine interessante Option? Braucht es für die Regionalligisten aus Sponsoren Sicht ein sportlich attraktives Ersatzprogramm?

Kroneck: “Ich denke der Ligapokal wird kommen, wie der Wettbewerb allerdings am Ende aussehen wird, wird derzeit noch erarbeitet. Hier sind aber sowohl der Verband als auch die Vereine beteiligt. Für uns sind generell viele Spieltage wichtig. So wie es derzeit aussieht haben wir mit Pokal und Liga am Ende 22. Spieltage, das ist eine gute Anzahl. Man muss hier auch die Sponsoren Sicht sehen, die bereits für zwei Saison bezahlt haben, aber am Ende nur eine Spielzeit dafür bekommen. Zudem sind viele Vereine auch auf die Zuschauereinnahmen angewiesen. Ob der Pokal am Ende attraktiv sein wird, hängt von der Vermarktung ab.”

Wenn man jetzt die Spielerseite betrachtet. Besteht nicht die Gefahr, dass durch acht Spieltage im Herbst und dann wieder drei Spieltage + Relegation im Frühjahr die Spieler die Spannung und Motivation nicht hochhalten können?

Kroneck: “Alle haben die gleichen Voraussetzungen, egal ob es am Ende um den Auf- oder Abstieg geht. Meiner Meinung nach herrscht für alle Vereine die gleiche Situation und deshalb ist die Chancengleichheit gegeben.”

Nachdem die Entscheidung in der Regionalliga gefallen ist, gab der Verband bekannt, dass die Saison 2020/21 komplett in ganz Bayern entfällt. War diese Entscheidung unausweichlich und die richtige?

Kroneck: “Für mich persönlich schwer zu bewerten, da ich nicht jedem Verein drinstecke. Aber von Bayernliga bis zur C-Klasse haben damals Zwei Drittel aller Klubs für die Fortsetzung gestimmt. Dies muss ja einen Sinn haben, deshalb gehe ich davon aus, dass dies auch für die Vereine die richtige Lösung ist. Jeder sollte sich hinterfragen, denn häufig stimmen die Vereine jetzt für einen Abbruch, die auf einem Abstiegsplatz stehen. Derjenige der Fünfter ist beispielsweise sagt: egal spielen wir fertig. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht nur eigenen Interessen vertreten sondern alles im Gesamten im Blick haben. Klar ist, den einen Königsweg wird es nicht geben.”

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